Bürgerbegehren Ankunftszentrum Heidelberg

Für ein offenes Heidelberg – von Henning

September 2020: Warum wir gegen die Verlagerung des Ankunftszentrums für geflüchtete Menschen sind.

Sprechen wir über den Rand. Wer am Rand steht, hat eine schwache Position. Er kann wenig Einfluss nehmen, schlecht die Initiative ergreifen, schwierig kommunizieren. Wer am Rand steht, wird leicht übersehen, macht die Erfahrung, dass seine Bedürfnisse nicht wahrgenommen oder ignoriert werden und vor allem kann er von Partizipation leicht ausgeschlossen werden. Je weiter die Distanz zum Zentrum ist, desto leichter kann vergessen oder verdrängt werden, dass es den Rand überhaupt gibt. Europa hat einen Rand. An seinem Rand ertranken Tausende und Tausende harrten und harren unter menschenunwürdigen Bedingungen aus. Aber erst als Alan Kurdi tot am Strand lag und erst als Moria in Flammen stand, wurde die kollektive Verdrängung unterbrochen. Kurz. Viel zu kurz.

Heidelberg hat einen Rand. Es hat einen bestimmten Rand im Nordwesten seines Stadtgebiets. An diesem Rand liegen Felder, kreuzen sich Autobahnen und Bahnlinien. Menschen leben dort keine. Wer dort eine Unterbringung findet, wird nicht gesehen. Es kann leicht vergessen werden, dass sie überhaupt da sind. Sie haben keinen Kontakt zum Zentrum. Sie haben keinen Kontakt zu uns. Alles was sie von Deutschland sehen, sind rasende Autos und vorbeiziehende Züge. Sie bleiben fremd.
An diesen Rand von Heidelberg soll das Ankunftszentrum für geflüchtete Menschen verlegt werden. Es gibt Argumente dafür. Ein Grund, warum es aber dennoch nicht getan werden sollte, ist das Symbol, das dadurch entsteht. Das Symbol der Geflüchteten, die wieder am Rand stehen sollen. Die, die schon am Rand von Europa stehen und die meiste Zeit am Rand unserer Aufmerksamkeit. Zumindest hier in unserer Stadt sollte ein anderes Zeichen gesetzt werden. Ein Zeichen der Verbindung, der Aufmerksamkeit, des „Wir sehen euch“.

Es gibt bessere Lösungen.

Chancen Gestalten Heidelberg e.V. unterstützt daher das Ziel, die Verlagerung des Ankunftszentrums in die Wolfsgärten über das Bürgerbegehren zu verhindern. In den kommenden Wochen werden wir uns daher aktiv an der Sammlung der Unterschriften beteiligen.

Weitere Informationen und Argumente findet ihr hier auf der Website zum Bürgerbegehren.

 

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