„Einfache Sprache ist kein Selbstzweck. Sie dient den Menschen.“
3 Fragen an Krishna-Sara Helmle – von Sofia
Seit Juni 2021 unterstützt Krishna-Sara Helmle unseren Verein beim Thema „Einfache Sprache“. Ein Thema, für das sie sich mit ihrem Unternehmen Textöffner® in Tübingen seit Jahren einsetzt – unter anderem als Übersetzerin und Trainerin. Um was es bei Einfacher Sprache geht und wie es zu der Kooperation kam, darum geht es in diesem Interview.
Was hat es mit Einfacher Sprache auf sich?
Einfache Sprache ist eine vereinfachte Version der Standardsprache. Das bedeutet, man formuliert beispielsweise kürzere Sätze und verwendet einfacheres Vokabular. Wenn es einen Ausgangstext gibt – so wie bei Eurer Webseite – dann behält man den Inhalt weitgehend bei, vereinfacht aber auf der sprachlichen Ebene. Das wird an dem Beispiel, das Ihr in Eurem Artikel zeigt, ganz gut deutlich.
Einfache Sprache ist etwas anderes als Leichte Sprache. Leichte Sprache vereinfacht die Sprache sehr stark und greift auch in die Inhalte ein. Bei der Leichten Sprache fasst man die Inhalte zusammen oder lässt das eine oder andere Detail weg. So können auch Menschen mit Lern- und Leseschwierigkeiten die Texte verstehen. Wo es für Leichte Sprache recht strenge Regeln gibt, gibt es für Einfache Sprache eher Empfehlungen. Einfache Sprache bietet im Grunde fast allen Menschen Zugang zu Informationen oder auch zu Literatur, so gibt es beispielsweise auch Romane und Klassiker in Einfacher Sprache. Im Grunde profitiert jeder Text davon, etwas vereinfacht zu werden.
Du gibst Trainings beim Verein Chancen gestalten. Wie kam es dazu?
Das Thema Einfache Sprache kam beim Verein auf, um Mentoren zu schulen. Sie sollten in die Lage versetzt werden, leicht verständlich und damit erfolgreich mit den Mentees zu kommunizieren. Da ich mich neben der Übersetzung auf Trainings spezialisiert habe, gebe ich jetzt regelmäßig ein Seminar für die Mentoren. Einmal geht es darum, dass die Teilnehmenden die Einfache Sprache kennenlernen, um sich generell einfacher auszudrücken. Das Ziel ist, dass sie eine Art Werkzeugkasten haben, um komplizierte Sprache „zu reparieren“. Zum anderen geht es darum, den Teilnehmenden sprachliche Hürden in Texten bewusst zu machen, aber auch auf eine klare gesprochene Kommunikation hinzuweisen.
Das Seminar hat zu einem Umdenken beim Verein geführt. Das fand ich sehr schön zu beobachten: Denn Einfache Sprache ist ja kein Selbstzweck, sondern dient den Menschen. Toll, dass sich der Verein die Mühe gemacht hat, die eigene Webseite zu vereinfachen.
Wie bist Du selbst zu dem Thema Einfache Sprache gekommen?
Einfache Sprache biete ich seit ungefähr 2017 an. Davor habe ich mich ausschließlich mit Leichter Sprache befasst. Dazu kam ich, als ich 2008 eine körperlich behinderte Frau beim Schriftverkehr am Computer unterstützte. Sie fragte bei Fachbegriffen genau nach, was diese bedeuten. So lernte ich, Worthülsen wegzulassen und mich einfacher auszudrücken. Einfache Sprache habe ich entdeckt, als ich für mein Fachbuch für Leichte Sprache recherchiert habe. Dabei bin ich auf die Plain Language Association International (PLAIN), einen internationalen Verein für Einfache Sprache, aufmerksam geworden. Ich habe angefangen, mich mit Einfacher Sprache zu beschäftigen, und es hat mich gleich begeistert. Ich bin dem PLAIN-Verein beigetreten und war 2019 bei einer großen Konferenz in Oslo. Ich fand es damals unglaublich, dass sich rund 400 Menschen aus über 30 Ländern für Einfache Sprache interessieren.
Ihr möchtet konkrete Tipps für Einfache Sprache? Ein paar nützliche Hinweise von Krishna-Sara Helmle könnt Ihr Euch hier herunterladen.